Tipp des Monats – November 2010 #2: Haben Hunde ein schlechtes Gewissen?
Die Trainer der Tophundeschule geben Ihnen im Tipp des Monats November 2010 grundlegende Informationen zum Thema: „Haben Hund ein Gewissen? Aufbauend auf diese Frage, ob Hunde demnach auch ein schlechtes Gewissen haben können: Zeigen Hund nach Ihrem Fehlverhalten Reue?“
Haben Hunde ein schlechtes Gewissen? Viele Hundehalter würden jeden Eid darauf schwören. Das folgende Geschehen kommt bestimmt jedem bekannt vor: Beim Nachhausekommen begrüßt einen der liebe Wauzi entweder besonders demütig oder übertrieben fröhlich. Meist weiß man dann sofort, dass er etwas angestellt hat. Überlegt man in dieser Situation einmal ganz genau, ob er dieses Demutsverhalten auch gezeigt hat, als er das erste Mal mit einem angeknabberten Schuh ankam?! Sicherlich nicht – er war damals im Gegenteil ganz stolz auf seine ?Tat?. Aber zu seinem Erstaunen wurde er dafür getadelt. Das eigentliche Fehlverhalten lag zum Zeitpunkt der Strafe aber schon lange zurück. Wirklich sinnvoll ist das Eingreifen nur in dem Moment, da der Übeltäter seine Zähne am Schuh erprobt. Später kann er die Strafe nicht mehr mit dem Fehler assoziieren. Warum zeigt er aber dann alle Anzeichen eines schlechten Gewissens? Dem Hund ist sein vergangenes Verhalten gleichgültig. Aber er fürchtet die negative Reaktion seines Besitzers. Ein Hund ist durchaus in der Lage, Verlegenheit oder Scham zu zeigen.
Die Interpretation, dass er wegen eines lange zurückliegenden Fehlverhaltens Schuldgefühle hat, ist eine Vermenschlichung. Der Mechanismus des schlechten Gewissens funktioniert anders. Man findet ein Häufchen auf dem Teppich. Selbst wenn man sich nicht aufregt und kein Wort sagt, merkt ein sensibler Hund die Veränderung an unseren Körpersignalen. Daher wird unser Freund so reagieren, dass wir meinen, er wüsste, dass er sich schämen muss. Man kann die meisten Hunde leicht in Verlegenheit bringen, auch wenn sie überhaupt nichts getan haben. Hunde sind Meister im Lesen der Körpersprache und im Assoziationslernen. Die Pfütze auf dem Boden stört den Hund nicht. Warum auch? Als er sie machte, sorgte sie für Erleichterung und hatte keinerlei schlechte Nebenwirkung. Was den Hund zu seinen ? von uns als schlechtes Gewissen fehlinterpretierten ? Beschwichtigungsgesten veranlasst, ist die Erfahrung, dass dieses gleichzeitige Vorhandensein dieser Pfütze und Herrchens Ankunft Ärger bedeutet. Selbst wenn wir uns zusammenreißen und bemühen, uns unseren Ärger nicht anmerken zu lassen, wird ein sensibler Hund unsere Stimmungsschwankung, ja sogar schon unsere angespannte Stimmung beim Aufsperren der Türe, bemerken. Die Reaktion fällt umso deutlicher aus, wenn wir sogar einmal nach menschlicher Art den Hund nach unserer Ankunft für sein Verhalten bestraft hatten. Der Hund addiert nur 1 + 1 und kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass Herrchen bei seiner Ankunft und gleichzeitiger Anwesenheit einer Pfütze beschwichtigt werden muss, um Ärger zu vermeiden. Das Produzieren der Pfütze selbst kann er damit nicht verknüpfen. Wer hier bestraft, verspielt nur das Vertrauen seines Hundes.
Vom Gedächtnis der Hunde
Ohne Gedächtnis wäre Lernen unmöglich. Alles Erlernte wird im Gedächtnis gespeichert. Das richtige Abrufen dieses Verhaltens kann man durchaus als Intelligenzleistung bezeichnen. In den Grenzen ihres Horizonts lernen Hunde in der Regel sehr schnell. Vergessen Sie nie, dass das Tier die menschliche Sprache nicht versteht. Bedenken Sie auch, dass es erlernte Verhaltensweisen nicht reflektieren kann. Eine solche Verstandesleistung vorauszusetzen, hieße, dem Vierbeiner Unrecht zu tun. Er kann lediglich lernen, auf bestimmte Reize in bestimmten Situationen mit einem bestimmten Verhalten zu reagieren. Wie geht der Lernprozess vor sich? Das „Denken“ des Hundes ist einzig und allein darauf gerichtet, dass es angenehme und unangenehme Verhaltensaktionen gibt.
Dementsprechend muss man die Erziehung auf Gebote und Verbote aufbauen. Verbote erkennt das Tier daran, dass der Besitzer bestimmte Verhaltensweisen hemmt. Diese Hemmungen muss man durch ständige Wiederholungen festigen. Will man dem Wauzi etwa abgewöhnen, sich in übel riechendem Dreck zu wälzen, sollte man sich erst die Zusammenhänge verdeutlichen. Den Vorgang des Wälzens und das Resultat, einen gewissen Duft übernommen zu haben, empfinden manche Vierbeiner als sehr angenehm. Wirkt man aber in dem Moment ein, da der Schlingel beginnt, sich zu wälzen, indem man ihn z.B. mit einem deutlichem ?Pfui? davon abhält, dann wird das Wälzen für ihn zu einem unangenehmen Vorgang.
Er hat den negativen Reiz mit der Handlung des Wälzens verknüpft. Freilich hilft ein einziges gezieltes Eingreifen in der Regel nicht aus, ein Verhalten auf Dauer zu hemmen. Man muss den Tadel immer wiederholen, sobald der Schüler sich wälzen will. Hält man das konsequent durch, kann man eine andauernde Hemmung erreichen. Der Hund lernt durch Verknüpfung eines Reizes mit einer Verhaltensweise. Bei der Korrektur unerwünschter Verhaltensweisen gilt, wie bei der Belohnung auch, dass der Hund nur das verknüpft, was unmittelbar auf sein Handeln folgt. Räumt der Hund den Mülleimer aus und wir ertappen ihn nicht auf frischer Tat, sondern erst viel später, wird er nicht mehr wissen, warum wir mit ihm schimpfen.
Dass er bei unserer Rückkehr eine „Demutshaltung“ einnimmt, hat nichts damit zu tun, dass er ein schlechtes Gewissen hat. Jeder Hund zeigt Beschwichtigungsgesten, wenn wir uns drohend vor ihm aufbauen und ihn mit wütendem Gesicht und mahnender Stimme ansprechen oder gar anschreien. Daraufhin wird der Hund eine Demutshaltung einnehmen und eine ganze Reihe weiterer Beschwichtigungsgesten zeigen. Das bedeutet allerdings nicht, dass er ein schlechtes Gewissen hat. Ist ein Ranghöheres Tier wütend, so zeigt das rangniedere Tier seine Unterlegenheit und unterwirft sich, um so einer ernsthaften Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen und eine aggressive Stimmung gar nicht erst aufkommen zu lassen. Es demonstriert durch seine Unterlegenheit die Anerkennung der übergeordneten Stellung seines Gegenübers.
Der Hund wird weiterhin den Mülleimer ausleeren, denn durch dieses Verhalten belohnt er sich ja selbst. Den Mülleimer ausräumen macht Spaß, vertreibt die Zeit und schmeckt meist auch noch ganz lecker. Unsere „Strafpredigt“ bei unserer Ankunft wird er nicht mehr mit seinem Verhalten verknüpfen. Was er aber verknüpft, ist: Mein Mensch kommt nach Hause und ist sauer. Besonders erfolgversprechend ist es, ein unerwünschtes Verhalten schon im Ansatz zu unterbinden, also bevor der Hund es aufgeführt hat. Es ist z. B. wesentlich einfacher, unseren Hund heran zu rufen wenn wir merken, dass er gerade die Fährte eines Hasen gewittert hat, als ihn zurückzurufen, wenn er in vollem Lauf hinter ihm her hetzt. Und: Bitte strafen Sie nie Ängstlichkeit und Unsicherheit.
Die Trainer der mobilen Hundeschule Tophundeschule wünschen Ihnen und Ihrem Hund weiterhin viel Spaß!
Werde Freund!
Verbinden Sie sich mit uns in einem der folgenden sozialen Netzwerk