Tipp des Monats – September 2008: Alte Hunde – Wenn Hunde älter werden…
Nicht nur wir Menschen werden jeden Tag älter, sondern auch unsere geliebten Hunde altern. Daher haben sich die Trainer der Tophundeschule für den Tipp des Monats September mit dem Thema des alternden Hundes auseinandergesetzt und beleuchten physische und psychische Veränderungen bei alten Hunden.
Häufig werden wir als Hundetrainer unserer mobilen Hundschule mit der Situation konfrontiert wo wir uns auch trotz langjähriger Erfahrung nicht sicher sind was die Hundehalter grad denken: Der alte Hund: Freude oder Last? Mit zunehmendem Alter lässt auch beim Hund die Leistungsfähigkeit nach: Augen, Gehör und Geruchssinn werden schlechter; auch die Mobilität des Vierbeiner lässt nach. Der Hund bedarf mehr Pflege – ein Aufwand den jeder Hundehalter bereit ist zu geben – aber nicht alle waren darauf eingestellt!
Das Altern bei Hunden: Physische und psychische Veränderungen
Es ist allgemein bekannt, dass kleine Hunde (z.B. Dackel, Yorkshireterrier, Zwergspitze) eine höhere Lebenserwartung haben als die großen Hunderassen (z.B. Dogge, Leonberger, Irish Wolfhound). So setzt auch ganz natürlich der Alterungsprozess dementsprechend ein. Ein Dackel beginnt zwischen 8 und 10 Jahren langsam zu altern, für eine Dogge währe dieses schon ein biblisches Alter, das nur selten erreicht wird. Neben diesen Richtwerten beeinflussen individuelle Faktoren (Genetik, Ernährung, Lebens- und Haltungsbedingungen, Krankheitsanfälligkeit, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Tierarzt) das Altern unserer Hunde. Mensch und Hund im Altersvergleich (Schätzwerte) Menschenjahre (aus: „Wenn Hunde älter werden“)
Hundejahre | 1 | 3 | 5 | 8 | 10 | 12 | 15 | 18 |
Klein (bis 14kg) | 18 | 28 | 38 | 53 | 63 | 73 | 88 | 103 |
Mittel (15 – 30kg) | 16 | 29 | 40 | 55 | 64 | 77 | 95 | 115 |
Groß (30 – 45kg) | 15 | 30 | 45 | 66 | 81 | 96 | 117 | |
Sehr groß ( ab 45kg) | 14 | 32 | 48 | 76 | 94 | 110 |
Was bedeutet Altern?
Altern ist keine Krankheit, es ist ein natürlicher biologischer Prozess, der sich durch viele Anzeichen bemerkbar macht, und schon mit der Geburt beginnt. Er beruht u. a. auf einer langsameren und selteneren Teilung der Körperzellen, sodass Gewebeschädigungen nicht ausreichend und schnell genug ?repariert? werden können. Ferner spielt das Eindringen freier Radikale (wirken bei der Entstehung von Krankheiten – z.B. Krebs – mit) und ein verschlechterter Abtransport schädlicher Stoffwechselprodukte (Toxine, die sich im Gewebe des Körpers ablagern) eine wesentliche Rolle. Die Durchblutung aller Organe, einschließlich des Gehirns, vermindert sich. Oder einfacher ausgedrückt: ?Alles lässt langsam nach.“
Phyische Veränderungen alter Hunde:Veränderung des Haarkleides und Einschränkung des Sehvermögens
Wie die Menschen, so ergrauen auch viele unserer Hunde. Meist beginnt das Ergrauen an der Schnauze und um die Augen. Einige in ihrer Jugend schwarze Hunde werden im Alter mehr oder weniger ganz grau. Oft lässt beim alten Hund, ohne dass sein Halter es bemerkt, die Sehkraft langsam nach. Er verlässt sich dann immer mehr auf die noch vorhandenen anderen Sinnesorgane und kann so sehr gut am täglichen Leben teilnehmen. Auch der gewohnte Freilauf sollte dem Hund in sicherem Gebiet weiter gewährt werden, nur sollte der verantwortungsvolle Hundehalter noch vorausschauender sein und bei unbekannten Situationen und plötzlich auftauchenden Personen den Hund an seine Seite rufen, damit er sich nicht erschreckt und plötzlich davonrennt oder gar zubeißt.
Einschränkung des Hörvermögens
Auch das Hörvermögen des Hundes kann im Alter nachlassen. Berücksichtigen Sie dieses immer, wenn der früher folgsame Hund nicht mehr auf Ihre Kommandos reagiert. Das Hörvermögen kann jeder selbst beim schlafenden Hund testen. Oder Sie rufen ihn außerhalb seines Sichtfeldes zum Spielen oder zum Fressen. Da Sie sicher Ihren Hund schon früh sowohl auf Hörzeichen als auch auf Sichtzeichen ausgebildet haben, dürfte einer weiteren Kommunikation mit Ihrem Hund nichts im Wege stehen. Sollten Sie es versäumt haben, Ihren Hund auf Sichtzeichen auszubilden, fangen Sie sofort damit an. Auch der alte Hund lernt noch gut. Natürlich kann es beim alten Hund auch zum Verlust des Seh- und/oder Hörvermögens kommen. Für den Hund ist es meist ein kleineres Problem – für den Halter eine Katastrophe. Schauen Sie, wie gut Ihr Hund damit umgeht, unterstützen Sie ihn dort, wo er es braucht, aber lassen Sie ihm auch die Freiräume, die er noch sicher bewältigen kann.
Eingeschränktes Bewegungsvermögen
Im Laufe der Zeit bemerken Sie sicher, dass Ihr Hund mehr schläft. Morgens liegt er länger im Körbchen, der Mittagsschlaf wird ausgedehnt, abends ist er früher auf seinem Lager. Der Senior ist nicht mehr immer begeistert, wenn sein Halter mit der Leine in der Hand vor ihm steht. Oft will sein Blick sagen: ?Oh, soll ich etwa schon wieder spazieren gehen?“ Vielleicht sind dieses alles nur Symptome eines gesteigerten Ruhe- und Schlafbedürfnisses, vielleicht tun Ihrem alten Freund aber auch die Knochen weh. Eine gründliche Untersuchung beim Tierarzt bringt Klarheit. Leidet Ihr Hund weder an einer Erkrankung noch an einem Verschleiß des Knochen- und Skelettsystems, hat er keinen Herzfehler und keine Atembeschwerden, ist er eigentlich nur alt, liegt es an Ihnen, ein gesundes Mittelmaß zwischen seinem Bedürfnis nach Ruhe und Bewegung zu finden. Überfordern Sie den alten Hund nicht, aber lassen Sie ihn auch nicht ?einrosten“.
Übergewicht, ein leidiges Thema
Wie oft bekommen wir zu hören: „Mein Hund frisst ja kaum noch was, ich gebe ihm schon so wenig.“ Das kann alles nicht stimmen. Die dicken Hunde machen wir Menschen! Natürlich hat auch der ältere Hund, wie der ältere Mensch, einen geringeren Grundumsatz. Durch den verlangsamten Stoffwechsel verbraucht er weniger, d.h. wir sollten ihm weniger Energie zuführen. Ist er zu dick, muss das Gewicht runter – etwas anderes gibt es nicht! Die Folgen des Übergewichts können verheerend sein: Diabetes Mellitus, Erkrankungen des Skelettsystems, schlechte Verdauung, Herz- und Atemwegserkrankungen, Störungen der Leberfunktionen, um nur einige zu nennen. Eine Diät kann deshalb nicht grausam sein. Durch das erreichte Idealgewicht erhält Ihr Hund eine neue Lebensqualität, viele gesundheitliche Probleme entfallen, die Bewegungsfreude und -fähigkeit nimmt zu, der Hund hat wieder mehr Freude am Leben – und Sie sicher auch an ihm! Die Ernährung des Hundes ist für viele Hundefreunde eine Wissenschaft für sich. Hat ihr Hunde eine gute Figur, ist er vital, glänzt sein Fell und seine Augen und ist der Tierarzt mit seiner Gesundheit zufrieden, dann ernähren Sie ihn sicher richtig.
Veränderungen im Verhalten alter Hunde – Alterssensilität
Viele Veränderungen im Verhalten können Anzeichen für Schmerzen oder Krankheiten Ihres Hundes sein (dieses gilt nicht nur für den alten Hund). Lassen Sie dieses durch Ihren Tierarzt abklären. Ähnlich der Altersdemenz beim Menschen können auch unsere Hunde durch mangelnde Durchblutung oder Verkalkung des Gehirns, durch die Ansammlung von Stoffwechselprodukten o.a. an einer Art Senilität leiden. In vielen Fällen helfen Medikamente (Geriatrika), die Sauerstoffversorgung wieder zu optimieren.
Altersstarrsinn
Dickköpfigkeit, Besserwisserei, Ungehorsam – all dies verstehet man unter Altersstarrsinn. Solange sich diese Auffälligkeiten in Grenzen halten, sind sie irgendwie ja zum Schmunzeln. Was bei einem jungen Hund niemals toleriert werden sollte, bei einem alten Hunden kann man auch mal Fünfe gerade sein lassen. Aber alles in akzeptablen Maßen ? das Sagen hat immer noch der „Chef“. Seien Sie etwas toleranter mit Ihrem alten Hund. Manche der Macken, die unsere Hunde im Alter entwickeln, sind doch auf den zweiten Blick liebenswürdig. Sie basieren z.T. auch auf unserem langen Zusammenleben, unserer Erziehung und unserer Fürsorge für unseren Vierbeiner – wir haben an ihnen mitgewirkt.
Zickigkeit
Die Toleranzschwelle einiger Hunde sinkt mit zunehmenden Alter. Vielen früher sehr kinderlieben Hunden wird der Lärm und das Getobe der Kinder zu viel. Klären Sie ihre Kinder auf, bieten Sie dem Hund verstärkt abgeschiedene Ruheplätze an, suchen Sie Möglichkeiten, den Bedürfnissen von Kind und Hund entgegenzukommen, aber geben Sie Ihren alten Kameraden nicht einfach in andere Hände oder ins Tierheim.
Ebenso gereizt wie auf Kinder reagieren alte Hunde oft auf Artgenossen. Besonders Welpen mit ihrer stürmischen Aufdringlichkeit können sie restlos aus der Ruhe bringen.
Seien Sie vorausschauend, nehmen Sie Ihren Hund beim Spaziergang ggf. an die Leine und bitten Sie den anderen Hundehalter, seinen Hund zurückzurufen. Andererseits gibt es auch die alten Hunde, die mit einer bewundernswerten Gelassenheit über solchen Dinge stehen und die nichts zu stören scheint.
Pflege
Inwieweit Sie Ihren alten Hund bei der Körperpflege unterstützen müssen, hängt von seiner Beweglichkeit ab. Bürsten Sie ihn regelmäßig, je nach Felllänge evtl. täglich. Achten Sie dabei unbedingt auf Fellveränderungen, kleine Wunden, kahle Stellen, Liegeschwielen oder sonstige Auffälligkeiten wie Warzen oder Tumore. Vergessen Sie eine Kontrolle der Zähne, Ohren und Krallen nicht und teilen Sie Ihre Beobachtungen regelmäßig Ihrem Tierarzt mit. Da alte Hunde vermehrt Körpersekrete ausscheiden, sollten Sie bei Bedarf die Körperöffnungen wie Scham bzw. Penis, die Analgegend sowie die Augen und Ohren mit sauberen und weichen Tüchern säubern.
Kälte und Nässe
Aufgrund körperlicher Beschwerden wie diverser Gelenkentzündungen oder Steifheit in den Knochen wird Kälte und Nässe von den meisten alten Hunden nicht mehr gut vertragen. Sorgen Sie deshalb für eine angemessene Temperatur am Ruheplatz des Hundes und vermeiden Sie Zugluft.
Bewegung und Beschäftigung
Die Regel sagt, dass ein alter Hund lieber häufiger und dafür kürzer ausgeführt werden sollte. Dies ist sicher richtig und auch leicht durchführbar, wenn Sie nur einen Hund haben oder Hunde ungefähr gleichen Alters. Haben Sie allerdings mehrere Hunde verschiedenen Alters, sieht Ihr Senior eventuell nicht ein, dass er ab einem bestimmten Alter alleine seine Runden drehen soll. Dieses Problem ist zu lösen, indem der ältere Hund (nach Absprache mit dem Tierarzt) immer mitkommt. Der Freilauf wird allerdings zeitweise durch die Leine eingeschränkt und es sollten häufiger Pausen gemacht werden. Die jüngeren Hunde können spielen und der ältere Hund kann sich zwischenzeitlich ausruhen. Neben der körperlichen Beschäftigung braucht der alter Hund ständige geistige Anregungen, damit er sein Gehirn fit hält und nicht einrostet. Ferner langweilt er sich dann nicht oder fühlt sich gar überflüssig. Sinnvoll ist es, wenn er seinen Hobbys und Freizeitbeschäftigungen, die er in früheren Jahren ausgeübt hat, weiter nachgehen kann.
Hat er immer schon gerne mit dem Ball gespielt, sollte er dieses – soweit es der Gesundheitszustand erlaubt – auch eingeschränkt weiter dürfen. Vielleicht bringen Sie ihm ja noch bei, morgens Ihre Zeitung nach Hause zu tragen, wenn er früher große Baumstämme durch den Wald geschleppt hat. Ferner sind Suchspiele auch bei sehr alten Hunden noch beliebt, da der Geruchssinn meist gut erhalten bleibt. Auch können Sie den früher so erfolgreich absolvierten Agility-Parcours altersgemäß umgestalten.
Vieles ist möglich, lassen Sie Ihren Ideen freien Lauf und lassen Sie sich nicht von den Blicken und Kommentaren anderer beeinflussen, wenn Ihr alter Hund nicht mehr über die Hindernisse fliegt, sondern langsam über am Boden liegende Stangen schreitet. Das Wichtigste ist doch, dass Sie und Ihr Hund zufrieden sind. Ob ein alter Hund eine Bürde oder Freude ist, liegt an Ihnen und Ihren Einstellungen und Erwartungen. Obwohl eine Studie besagt, dass auch die Hunde durch gute Lebensbedingungen immer älter werden, kommt irgendwann der Tag des Abschiedes … Darum genießen Sie jeden Tag, den Sie mit Ihrem Senior verbringen dürfen!
Bei Fragen oder Anregungen rufen Sie gerne an, doch berücksichtigen Sie, dass wir keine Tierärzte sind und somit auch keine medizinischen Ratschläge geben können. Die mobilen Hundetrainer der Tophundeschule wünschen Ihnen und Ihrem Hund noch eine möglichst lange und gesunde Zeit miteinander und weiterhin viel Spaß!
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