Hunde bestrafen richtig – Menschen bestrafen falsch
Gewalt in der Hundeerziehung ist auch heutzutage leider noch nicht vollständig verbannt. Der Fehler liegt darin, dass Menschen – im Gegensatz zu Hunden selbst – falsch bestrafen. Wir von der Tophundeschule möchten Wege aufzeigen, damit Sie diese Fehler in der Hundeerziehung vermeiden können.
Wenn Hunde aufeinander böse sind, tragen sie den Konflikt manchmal mit Gewalt aus. Viele Menschen meinen daher, dass es in der Natur des Hundes liegt, nicht nett zueinander zu sein. Schauen wir uns aber einen gut verträglichen und sozialisierten Hund an, merken wir bei genauerem Hinsehen – für das menschliche Auge ist das nicht sofort sichtbar – dass sie meist kurz und vor allem erst nach mehrmaligem Verwarnen und im richtigen Zeitpunkt bestrafen. Danach ist auch wieder alles gut, da die Hunde in ihrem Verhalten nicht nachtragend sind.
Menschen tendieren hingegen dazu, viel zu lange, viel zu schnell und zu einem falschen Zeitpunkt zu reagieren.
Achten Sie auf Ihre eigenen Gefühle
Wenn wir bestrafen, lassen wir oftmals unsere Wut heraus, aber nicht nur die Wut auf das Verhalten unseres Hundes in dieser Situation, sondern vielleicht auch jene Wut, die in uns ihr Dasein fristet, weil uns der Partner betrogen hat, der Chef unsere Arbeit missachtet, die eigenen Kinder irgendeinen Blödsinn veranstaltet haben und man sich vielleicht auch von den Eltern nicht geliebt fühlt.
Sie sehen, Situationen für versteckte Wut und Frust gibt es viele.
Hundebesitzer glauben oftmals unbewusst, dass ihr Hund die Aufgabe eines „Behälters“ hat, der menschlichen Frust, Ängste, Enttäuschungen und Beziehungsprobleme aufzufangen hat. Hunde sind keine Therapeuten, sie sind nicht der richtige Ansprechpartner für Ihre Beziehungsprobleme, Geldängste, Existenzsorgen und Neurosen. Machen Sie sich klar, dass Hunde nichts ersetzen können, was Sie nur von einem Menschen bekommen können. Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Ein Hund kann Ihnen Liebe geben, aber nicht die Intimität, die Sie sich vielleicht von einem Partner wünschen. Ein Hund kann Ihnen Aufmerksamkeit geben, aber nicht Anerkennung, die Sie sich von Ihrem Chef erwarten. Ein Hund kann Ihnen mütterliche Gefühle geben, aber Ihren Kinderwunsch nicht ersetzen. Außerdem: Wer möchte schon ein Ersatz für etwas ganz anderes sein? Tiere wollen auch niemanden ersetzen, sondern sie selbst sein dürfen.
Hunde haben eine gute Seele
Was sie jedoch tun, ist, sich um die Heilung und Entwicklung zu sorgen. Sie akzeptieren meistens ohne Widerrede das Fehlverhalten ihres Besitzers, meist aus Angst vor Konsequenzen, eigentlich jedoch aus bedingungsloser Liebe. Sie lieben ihn, egal wie er ist, auch wenn er nicht lieb ist. Selten kommt es vor, dass Hunde vor ihren Besitzern flüchten oder „zurückbeißen“. Wenn sie zu dieser Maßnahme greifen, dann meistens aus großer Verzweiflung und Schmerz. Dennoch zeigen Statistiken, dass die meisten gemeldeten Fälle von Hundebissen in der Familie passieren. Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, wie viel bewusster oder unbewusster Gewalt der Besitzer seinem Hund zugefügt hat, damit es zu dieser aggressiven Reaktion kommt.
Erziehung durch Gewalt ist kontraproduktiv
Wollen Sie Ihrem Hund ein neues Verhalten beibringen oder ein unerwünschtes „abtrainieren“ und setzen dabei Gewalt ein, so werden Sie mit diesem Vorhaben unweigerlich scheitern. Das Warum ist ganz einfach zu erklären: Gewalt führt zu körperlichem Stress, der Körper schüttet Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus. Sauerstoff sowie Nährstoffe werden in die Muskeln gepumpt, damit der Hund sich verteidigen oder weglaufen kann. Das führt automatisch dazu, dass das Gehirn weniger mit Blut und seinen Nährstoffen sowie Sauerstoff versorgt wird, es gerät in den Stand-by-Modus.
In diesem Sparmodus kann das Gehirn keine neuen Informationen mehr speichern, dafür fehlt ihm die Energie. Ihr Hund kann also nichts Neues lernen, sondern kurzzeitig nur aus Angst reagieren. Sie glauben vielleicht, dass Ihr Hund das alte, unerwünschte Verhalten unterlässt, doch meist hält diese Änderung nur kurz an. Der Hund hat nämlich nichts gelernt, sein Hirn verknüpft lediglich, dass er etwas nicht machen darf, weil er dann Schmerzen bekommt. Ihr Hund weiß aber nicht, was genau und wann es wieder passiert. Was er allerdings lernt, ist, dass Sie kein zuverlässiger und gefühlvoller (souveräner) Rudelführer sind und auf keinen Fall eine natürliche Führungsstärke haben.
Siehe hierzu auch den Artikel: Der Rudelführer mit Ausstrahlung
Ihr Hund wird mit der Zeit immer unsicherer, vertraut weniger oder zieht sich immer mehr zurück. Einige reagieren nicht mit dem Rückzug, sondern mit Aggression. Sie wehren sich gegen die Umwelt und die Gewalt des Menschen, weil sie den Schmerz nicht ertragen. Das heißt aber nicht, dass Sie nicht auch einmal lauter oder bestimmter zu Ihrem Hund sein dürfen. Wenn Sie gerade dabei sind, Ihren Hund zu erziehen, empfehle ich Ihnen, mit der Aufmerksamkeit und einem Auge bei sich selbst zu bleiben. Überprüfen Sie, ob Sie etwas aus Liebe, aus Angst, Wut oder Frust tun. So können Sie besser für sich klären, ob Sie Ihr Verhalten Ihrem Hund gegenüber vertreten können.
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